Was ist Qualzucht?
Es gibt unter Hundehaltern kaum ein Thema, das so emotional diskutiert wird, wie das Thema Qualzucht. Was genau ist aber damit gemeint? Qualzucht liegt grundsätzlich vor, wenn in der Zucht von Tieren Merkmale gefördert oder geduldet werden, die für die Nachkommen mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind.
Dabei ist der Begriff der Qualzucht umstritten, da mit ihm ein Vorwurf verbunden ist, dass absichtlich eine Qual für die gezüchteten Tiere herbeigeführt wird. Aber auch Übertreibungen bestimmter gewünschter körperlicher Merkmale können zu Schmerzen, Leiden oder Schäden für die Nachkommen führen – und das muss unbedingt vermieden werden.
Aus diesen Gründen werden häufig neutralere Begriffe wie „Defektzucht“ oder „erbliche Krankheitsmerkmale“ verwendet. Wir unterstützen die Verwendung dieser Begriffe zur Versachlichung der Diskussion um dieses Thema, und werden im Folgenden entsprechend den Begriff „Defektzuchtmerkmale“ verwenden.
Was sind mögliche Defektzuchtmerkmale?
Merkmale, die durch falsche Zuchtziele entstehen und mit Leiden für die betroffenen Tiere verbunden sein können, sind zum Beispiel:
Atemprobleme
Durch Verengungen der Nasenlöcher oder anderweitige Engstellen in den oberen Atemwegen bei Hunden mit extremer Kurzschnäuzigkeit kann die Atmung eingeschränkt werden.Hautprobleme
Übermäßige Hautfaltenbildung begünstigt Entzündungen und Infektionen der Haut.Lidfehlstellungen
Durch zu große Lidspalten und stark einwärts oder auswärts gerollte Augenlider kann es zu permanenten Reizungen am Auge kommen.Zwerg- oder Riesenwuchs
Übertriebene Züchtung auf extrem große oder extrem kleine Hunde ist mit diversen gesundheitlichen Beschwerden für die betroffenen Tiere verbunden.
Entsprechende Merkmale wurden bei einigen Hunderassen in der Vergangenheit durch Unwissenheit in der Zucht herbeigeführt und haben bei betroffenen Hunden zu gesundheitlichen Problemen geführt. Hier muss gegengesteuert werden, um entsprechende Gesundheitsprobleme und damit verbundenes Tierleid in der Zukunft zu vermeiden.
Was können Züchter tun, um das Auftreten der genannten Merkmale zu verhindern?
Züchter müssen bei der Auswahl geeigneter Zuchttiere die Gesundheit der Nachkommen über alle anderen Merkmale stellen. Zusätzlich zur Vermeidung übertriebener Merkmalsausprägungen können geeignete Gesundheitsuntersuchungen bei den Elterntieren viele Erbkrankheiten vermeiden. Dies geschieht z.B. bei stark kurzschnäuzigen (brachyzephalen) Hunderassen wie Französische Bulldogge oder Mops. Diese müssen im VDH einen Belastungstest absolvieren, bevor sie in der Zucht eingesetzt werden dürfen. 90 % der Hunde dieser Rassen in Deutschland stammen jedoch von Hundehändlern und aus unkontrollierten Zuchten, die keine verpflichtenden Gesundheitsuntersuchungen haben.
Der VDH hat die Zucht gesunder und verhaltenssicherer Rassehunde zum Ziel. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle Züchter, die im VDH organisiert sind, Sachkunde erwerben und nachweisen, die Zucht-Regeln des VDH einhalten und Kontrollen ihrer Zucht akzeptieren. Dies geschieht durch die Zuchtvereine, die es für die einzelnen Hunderassen gibt.
Worauf sollten Welpenkäufer achten?
Welpenkäufer sollten sich zunächst intensiv mit der Frage beschäftigt haben, ob ein Hund mit allen damit verbundenen Verpflichtungen in ihr Leben passt und wenn ja welcher. Nicht jeder Hundewelpe muss von einem Züchter kommen. Gerade für erfahrene Hundehalter kann auch ein Hund aus einem Tierheim eine gute Möglichkeit sein.
Es sollte eingehend überlegt werden, ob das neue Familienmitglied ein Mischling oder ein Rassehund sein soll. Fällt die Entscheidung auf einen Rassehund, sollte man sich mit dem Charakter, den gesundheitlichen Eigenschaften und den sonstigen Anforderungen der jeweiligen Rasse auseinandersetzen.
Zu den Vorteilen eines Rassehundes aus VDH/FCI kontrollierter Zucht zählt, dass sich bestimmte körperliche und Verhaltenseigenschaften bei diesen im Vergleich zum Mischling, dessen Herkunft meist nicht bekannt ist, erwarten lassen.
Fällt die Entscheidung auf einen Welpen vom Züchter, ist es wichtig, sich genau mit der Herkunft des künftigen Familienmitglieds zu beschäftigen. Um sicherzugehen, dass der Welpe aus einer verantwortungsvollen Zucht stammt, macht es Sinn, den Welpen - mindestens einmal, besser mehrfach - beim Züchter zu besuchen. Dadurch kann die Zuchtstätte angeschaut und auch die Mutterhündin kennengelernt werden. Hier können dann auch Fragen zur Gesundheit und Zuchtprogrammen für die Hunderasse gestellt werden.
Ein seriöser Züchter wird gerne und ausführlich alle relevanten Fragen der Hundeinteressenten beantworten und selbst gezielte Fragen stellen, um sicherzustellen, dass seine Welpen in gute Hände abgegeben werden. Für VDH-Züchter ist dies selbstverständlich.