Mit den Gefahren, die für unsere Hunde u. a. mit mangelnder sozialer Interaktion und Beschäftigung verbunden sind, beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der Universität Kopenhagen in einer Publikation, in der Daten aus zahlreichen Studien zu diesem Thema zusammengetragen und analysiert wurden (Meyer et al. - Pampered pets or poor bastards? The welfare of dogs kept as companion animals, 2022).
Nach Ansicht der Autoren der Studie sind mit dem modernen Lebensstil unserer Hunde für diese zwar viele Vorteile (z. B. Sicherheit, eine bedarfsgerechte Fütterung und tierärztliche Versorgung) verbunden, aber die Umstellung vom freilaufenden Hund zu einem Hund, der den Großteil seines Tages in einem Haus oder einer Wohnung verbringt, birgt auch Gefahren: Die Hunde sind bezüglich sozialer Interaktion und Beschäftigung weitgehend abhängig von ihren Halterinnen und Haltern. Insbesondere bei Hunden, bei denen diese Bezugsperson einen großen Teil des Tages abwesend ist, kann es hierdurch zu trennungsbezogenen Problemen kommen.
Die Forscher aus Kopenhagen gehen hierbei davon aus, dass in älteren Publikationen veröffentlichte Zahlen von 5%-30% betroffener Hunde in der modernen Gesellschaft, das wirkliche Ausmaß des Problems noch weit unterschätzen. Grund hierfür ist, dass nur einige Tiere offene Anzeichen ihres Leidens wie Lautäußerungen oder das Zerstören von Einrichtungsgegenständen zeigen, während die meisten betroffenen Hunde weniger auffällige Symptome wie Lethargie, Depression oder starke Ängstlichkeit zeigen und weitgehend still leiden. Auch die enorme Bedeutung einer angemessenen Interaktion mit Artgenossen wird von den Autoren in diesem Zusammenhang hervorgehoben.
Neben einer realistischen Wahrnehmung der Bedürfnisse unserer Hunde durch uns als Halter, spielt nach Ansicht vieler Autoren eine angemessene Beschäftigung eine große Rolle. Eine hervorragende Option ist hierbei Hundesport, der von vielen Autoren als herausragendes Beispiel einer gelungenen Inter-Spezies Kommunikation angesehen wird, und unseren Hunden nicht nur eine regelmäßige psychisch und physisch anregende Beschäftigung mit „ihrem“ Menschen bietet, sondern in der Regel auch mit umfassendem, positiven Kontakt mit Artgenossen verbunden ist (Niwieadomska – Forms of activities with a dog as modern types of physical recreation, 2018, Reynolds – Carrots and sticks: a discourse on interspecies partnership and culture in dog sports, 2015). Auch das Training für und der Besuch von Hundeausstellungen können hierzu beitragen (Everest – Showing your dog, 2009).
Fazit: Falsche Haltung und mangelnde Beschäftigung sind ein Problem für das Wohlergehen, das eine enorme Zahl von Hunden sind in unserer modernen Gesellschaft betrifft. Wichtige Schritte, um unnötiges Leid unserer Hunde zu vermeiden, sind eine realistische Wahrnehmung ihrer Bedürfnisse, die Schaffung angemessener Beschäftigungsangebote, und ein für den jeweiligen Hund passendes Maß an Interaktion mit Menschen und anderen Hunden.