Aktuell kursieren zahlreiche Falschinformationen über Bandscheibenerkrankungen bei Dackeln. Häufig wird behauptet, jeder vierte Dackel erleide einen Bandscheibenvorfall. Dies sei auf einen zu langen Rücken oder zu kurze Beine zurückzuführen und stelle eine Form der Qualzucht dar. Im Folgenden möchten wir diese Behauptungen unter Bezugnahme auf wissenschaftliche Quellen überprüfen.
Faktencheck: Bandscheibenvorfälle beim Dackel

Wie häufig treten Bandscheibenvorfälle beim Dackel auf?
Dackel haben im Vergleich zu anderen Hunderassen ein erhöhtes Risiko für Bandscheibenvorfälle. Die oft geäußerte Behauptung, dass 25 % der Dackel betroffen seien, ist jedoch übertrieben. Die bisher größte Studie zu diesem Thema aus dem englischen Raum1 beschreibt eine Prävalenz von 15,7 %. In den dem VDH angeschlossenen Dackel-Zuchtvereinen liegt die Vorkommenshäufigkeit der Erkrankung unter 10 %2.
Ist der Dackel eine Qualzucht?
Nein, der Dackel ist keine Qualzucht. Das erhöhte Risiko für Bandscheibenerkrankungen ist auf eine genetische Mutation (FGF4-Retrogeninsertion auf Chromosom 12) zurückzuführen, die vor mehr als 4.000 Jahren entstand und bei verschiedenen Hunderassen sowie Mischlingen vorkommt3. Diese Mutation tragen etwa 14 % aller Rassehunde und 11 % aller Mischlinge. Bei über 20 Hunderassen liegt die Allelfrequenz dieses Faktors bei über 90 %, darunter Dackel, Beagle, Bayrischer Gebirgsschweißhund und die meisten Spaniel-Rassen.
Genetisch unterschiedliche Gruppen von Hunden (und Menschen) haben stets bestimmte Krankheiten, die innerhalb dieser Gruppen häufiger oder seltener auftreten. Dies ist nicht die Folge von Qualzucht.
Erkrankt jeder Hund mit dieser Mutation?
Nein, nur ein gewisser Anteil der Hunde mit dieser Mutation entwickelt einen Bandscheibenvorfall. Weitere Faktoren wie Umweltbedingungen (z. B. Übergewicht, mangelnde Bewegung) und bislang unbekannte genetische Einflüsse spielen eine Rolle1. Es gibt Hunderassen, bei denen die Mutation häufig vorkommt, aber Bandscheibenvorfälle selten sind.
Sollten alle Hunde mit diesem Risikofaktor von der Zucht ausgeschlossen werden?
Nein, da ein Großteil der Population betroffen wäre. Beim Dackel und vielen anderen Rassen tragen über 95 % der Tiere diesen Risikofaktor. Ein Ausschluss würde zu einem erheblichen genetischen Engpass führen4. Es ist daher wichtig, andere Methoden zum Umgang mit diesem Risikofaktor zu entwickeln.
Wie kann das Risiko minimiert werden?
Es gibt zwei Ansätze: den Einsatz von Gentests und Röntgenuntersuchungen der Wirbelsäule. Welcher Ansatz geeigneter ist, wird derzeit wissenschaftlich diskutiert5. Bei Gentests ist es wichtig, vorsichtig vorzugehen, um die genetische Vielfalt nicht zu gefährden4.
In den Dackelzuchtvereinen des VDH werden sowohl Gentests als auch Röntgenuntersuchungen eingesetzt, um das Risiko zu minimieren. Gesammelte Daten zeigen, dass das Risiko für im VDH gezüchtete Hunde geringer ist als in wissenschaftlichen Publikationen beschrieben.
Zusätzlich unterstützen der VDH und der DTK die Forschung zur Identifikation weiterer Risikofaktoren.
Quellen
1 Packer, R. M. A., et al. "DachsLife 2015: an investigation of lifestyle associations with the risk of intervertebral disc disease in Dachshunds." Canine genetics and epidemiology 3 (2016): 1-15.
2 Auswertung zur Vorkommenshäufigkeit von Bandscheibenvorfällen im Deutschen Teckelklub 1888 e. V. und im Verein für Jagd-Teckel e.V. (VJT)
3 Bannasch, Danika, et al. "The effects of FGF4 retrogenes on canine morphology." Genes 13.2 (2022): 325.
4 Sullivan, Stacey, et al. "The relationship between radiographic disc calcification score and FGF4L2 genotype in dachshunds." Journal of Veterinary Internal Medicine 39.1 (2025): e17281.
5 Bruun, Camilla Sichlau, et al. "Breeding schemes for intervertebral disc disease in dachshunds: Is disc calcification score preferable to genotyping of the FGF4 retrogene insertion on CFA12?." Canine Medicine and Genetics 7 (2020): 1-7.